TATA BIS DAKHLA
Fahrtfortsetzung Richtung Westen, Richtung Atlantik. Die Landschaft zeigte sich nicht mehr so spektakulär,
sie wurde mehr und mehr wüstenähnlicher. So gaben wir nur noch Gas, um zur Küste zu kommen. Unser
Ziel für den heutigen Tag sollte Bou Jerif sein, ein sehr empfehlenswerter Platz, abseits der Straße,
erreichbar über eine 9km lange Piste. Mitten in der kargen Landschaft liegt dieses Fort, was ein wenig an
Disneyland erinnert.
Gebäude und Anlagen sind sehr liebevoll eingerichtet und werden von den französischen Besitzern gehegt
und gepflegt. Es gibt hier ein kleines Hotel, die Möglichkeit in Nomadenzelten zu übernachten, sowie einen
gut ausgestatteten Stellplatz für Wohnmobile. Menschen der verschiedenen Nationen waren hier
versammelt, tatsächlich auch Deutsche.
Unter den Touristen kursieren über Mauretanien die unterschiedlichsten Gerüchte. Einige Leute meinen, die
Grenze sei erst seit ein paar Tagen offen, andere wiederum sind sich sicher, dass man nur im Konvoi durch
Mauretanien durchfahren kann, die nächsten glauben, dass ein Visum mittlerweile 150€ kostet. Man gut,
dass wir unser Visa schon haben und den Rest werden wir persönlich an der Grenze erleben und uns unser
eigenes Bild machen.
Von unseren Nachbarn, einem Schweizer Ehepaar, bekamen wir den Tipp unbedingt in Tafnidilt Rast zu
machen. Sie waren dort vor zwei Jahren und die Begeisterung ist ihnen heute noch anzumerken. Warum
nicht, lag doch dieser Punkt, Ksar, auf unserer Route. Wir wären gerne noch einen Tag länger in Bou Jerif
geblieben... aber es regnete!! Die zurückführende Pistenfahrt war diesmal nicht staubig, sondern der
Lehmboden war eher wie Schmierseife. Ohne Allrad ging da nichts.
Nach 40km erreichten wir die Stadt Guelmin, in der wir noch Bares aus dem Automaten holen wollten. Wir
erzählen Euch nichts Neues... es regnete... nein, es goss und das nicht nur kurz, sondern lang anhaltend. Die
Straßen in der Innenstadt verwandelten sich auf Grund fehlender Kanalisation zu Flüssen. Zwischen 10 und
25 cm hohe Wassermassen wälzten sich durch die Stadt. Und wir am Automaten... der kein Geld, nicht einen
Pfennig ausspucken wollte. Also zum nächsten Automaten, wie gesagt, es goss.... Die gleiche Prozedur...
mehrmals ...und plötzlich, wie von Geisterhand, schob der Automat das Geld aus der Schublade. Glücklich,
aber klatschnass mussten wir uns erstmal im Wohnmobil umziehen.
Wie gesagt, wir sind in der Westsahara, auf dem Breitengrad von Fuerteventura. Auch während der
Weiterfahrt goss es. Uns taten die vielen Leute leid, die natürlich von diesen Wassermassen so überrascht
wurden, dementsprechend keine vernünftige Regenkleidung an hatten und in ihren Schläppkes durch die
Pfützen sprangen. Auf einer Brücke schwamm in der braunen Brühe ein Motorradhelm. Ein Jugendlicher
fischte den Helm aus dem Wasser und gab ihn dem Besitzer, einem älteren Marokkaner zurück. Aber, das
muss man auch mal sagen, bei all dem Sch... sind die Marokkaner immer am Lachen.
Irgendwann während der Weiterfahrt ließ der Regen nach und es klarte auf. Unser Ziel, Tafnidilt, war zum
Greifen nahe. Rechts runter von der Straße, einige Kilometer Piste, um den Berg herum, vor uns lag eine
Anlage, deren Baustil an eine Burg erinnert. Auch bei näherer Betrachtung müssen wir einfach sagen, diese
Anlage ist mit viel Liebe, architektonischem Sachverstand und Handwerk hergerichtet.
Der Platz zum Campen ist klein, aber fein, Restauration und die Hotelzimmer sind first class,
Swimmingpool und Liegedecks bilden eine gemütliche Einheit. Die Gegend herrlich und lädt zum Wandern
ein. Strom gab es allerdings nur von 18 – 22 Uhr über einen Dieselgenerator.
Das ganze Ambiente lädt zum Verweilen und Faulenzen ein. Nur essen sollte man dort nicht, nicht das das
Essen schlecht ist, ganz im Gegenteil... aber der Preis!! 17.50€ pro Person plus Wein plus Wasser macht
together 55€!! Ein stolzer Preis!! Aber trotzdem möchten wir das Essen in diesem wunderschönen Ambiente
nicht missen. Zwei Nächte blieben wir dort und fuhren weiter, weil... es regnete... Dann können wir ja auch
fahren.
Zurück über die glitschige, lehmige Piste auf die Straße über Tan-Tan Richtung Laayoune, immer am
Atlantik entlang. Mauretanien rückt näher. Die Polizeikontrollen werden hier immer häufiger und auch
Militär zeigt vermehrt Präsenz. Das freundliche Durchwinken der Polizisten hat hier ein Ende, auch wir
müssen immer wieder anhalten und die Personalien werden kontrolliert. Allah sei Dank, Petra fotokopierte
schon in Deutschland ca. 50 DIN-A4 - Seiten mit unseren Personalien und den Fahrzeugdaten in
französischer Form, die wir jedes mal bei der Polizeikontrolle abgeben. Somit sparen wir eindeutig Zeit,
denn ansonsten werden alle Daten aus den Pässen und Papieren mühselig per Hand in eine Kladde
eingetragen. So können wir aber nach kurzer Zeit weiterfahren.
Mittlerweile war es Zeit für eine Mittagspause; wir entdeckten einen Platz auf den Klippen. Hier standen
schon einige Wohnmobile und so gesellten wir uns dazu. Überschwänglich freundlich wurde wir von zwei
älteren englischen Ehepaaren, jenseits der 70, auch Wohnmobilisten, begrüßt. Bei so viel Herzlichkeit,
entschlossen wir uns spontan die Nacht hier zu verbringen. Wir saßen auf den Klippen und konnten die
vielen Zugvögel, die hier überwintern und Flamingos beobachten.
Die Engländer sind nicht nur nett, sondern auch geschwätzig. Sie erzählten uns viel aus ihrem Rentnerleben.
2001 in Rente gegangen, alles aufgegeben, leben im Hymer – Wohnmobil und tingeln durch die Welt.
Gestern Amerika, heute Marokko und morgen Australien. Das andere Ehepaar hatte immerhin in England
einen festen Wohnsitz, in Form eines 17m langen, 2m breiten und 2m hohen Holzkahn. Wie gesagt, alle weit
jenseits von 70. Hier auf diesem Platz saßen sie mit einer Affengeduld und beobachteten mit ihren
Spezialgläsern die Vögel, schauten in ihr Vogelbuch und freuten sich, wenn sie die Art erkannten. Tolle
Leute und unternehmungslustig obendrein.
Am nächsten Tag fand die große Verabschiedung statt mit dem Versprechen, dass sie uns einmal per E-mail
schreiben. Blödsinniger Weise sind auch wir weitergefahren und recht bald auf einem CP mit einer Auberge
gelandet, wo wir diesen Bericht fast vollenden. Diesen Platz erwähnen wir nicht weiter, er ist nicht zu
empfehlen. Unser Blacky ist zwar kein Wachhund, freut sich über jeden, der sich unserem Auto nähert, aber
er ist ein treuer, ruhiger Reisebegleiter. Auch er sammelt immer neue Eindrücke, Gassi gehen ist immer sehr
problematisch, da er die Nase ständig auf dem Boden hat und sich nicht lösen kann. Weiterhin sammelt er
alte Knochen, Ziegenbeine oder sonstiges, was er unter großer Mühe verbuddelt. Überall legt er sich kleine
Vorratskammern an. Wir fragen uns nur, für wen!!
Also weiter Richtung Süden. Layoune sollte unser Ziel sein, eine aufstrebende, junge Stadt, inmitten von
nichts weit und breit. Die Nordmarokkaner wurden mit hohen Gehältern und Steuerfreiheit in diese einsame
Gegend “gelockt”, um hier das Land dichter zu besiedeln. Auf der Fahrt dorthin immer wieder
Polizeikontrollen. Die so genannten “Fiches”, ein DIN-A4 - Blatt mit unseren Personalien und Daten des
Fahrzeuges in französisch, ersparten uns viel Zeit und mühsame Erklärungen. Denn ohne diese “Fishes”
nimmt der kontrollierende Polizist unsere Pässe, geht damit in sein Gebäude und schreibt fein säuberlich alle
Daten handschriftlich in seine Kladde. Für wen auch immer!? Und was mit dieser Kladde gemacht wird,
wissen wir natürlich auch nicht!
Auf jeden Fall bekommt jeder Polizist ein “Fishes” und mit dem ein oder anderen kommen wir auch in ein
nettes Gespräch. Wir erfahren, dass der Bruder in Göttingen studiert und seinen Doktor machen will und das
Allemagne gut ist (Daumen hoch). Auf jeden Fall freuen sie sich immer! Wenn sie unseren Spruch an den
beiden Türen lese: “Allah ist der Größte”. Herzlich willkommen!!
Layoune ist wirklich eine neue, junge, sehr saubere Stadt. Alle paar Meter sind große Plakate des Königs
aufgehängt. In der ganzen Stadt und sogar in den Randbezirken, vor den kleinsten Hütten, ist geflaggt. Hier
erfreuten wir zwei “Gemüsehändler” an der Straße über unseren “Großeinkauf” von umgerechnet 10€,
kauften Brot und sonstiges und trafen immer nette, hilfsbereite Menschen.
Da wir uns nun in Küstennähe befinden und das Salz einen dicken Schmierfilm auf unserem Deutz
hinterlässt, bekommt er hier eine gründliche Wäsche. So, dann Übernachtung auf einem verlassenen Platz,
der im Sommer bis zu 1500 Wohnmobile beherbergen soll, nun aber total verwaist ist. Wir können es nicht
glauben, dass sich hier im Sommer tausende von Marokkaner tummeln, die hier ihren Sommerurlaub
verbringen. Wir haben den Platz und den Strand für uns allein, gehen früh ins Bett, denn am nächsten Tag
wollen wir einen strammen Fahrtag einlegen.
Gesagt, getan... lange Fahrt durch ödes, nie enden wollendes Gebiet, durch die nur eine Teerstraße Richtung
Süden führt. Die Straße ist sehr schmal, an den Seiten ausgefranst und zwei Lkws müssen höllisch
aufpassen, wenn sie sich begegnen. Langweilig!! Petra fängt das Stricken an (für die Enkelkinder). Zu
Gucken gibt es sowieso nichts.
Doch plötzlich, in die Bremsen, die kennen wir doch!! Tatsächlich, die kennen wir. Es ist der Chef von
AMR; Jörgen mit seiner Frau Rita, die gerade aus Mali kommen. Großes Hallo, große Freude, die News
Betreff der Grenzformalitäten von Mauretanien werden ausgetauscht und weiter geht"s. Ein LKW-Fahrer
gab uns durch Handzeichen zu verstehen, dass er dringend Wasser für seinen Motor brauchte, wir konnten
natürlich helfen, gaben ihm sechs Flaschen, machten Fotos, wünschten ihm eine gute Fahrt und weiter
ging"s. Durch die öde Landschaft, zwischendurch einsame Fischerhütten, Hütten der Ärmsten.
Am frühen Abend gegen 18 Uhr treffen wir in Dahkla ein und übernachten hier auf einem Platz der
Kitesurfer. Ilka und Micka aus Rosenheim, die wir im Norden an der Küste kennen lernten und mit denen
wir gemeinsam durch Mauretanien fahren wollen, sind schon hier und warten mit ihrem letzten gekühlten
Bier auf uns. Von hier aus geht es an die Grenze nach Mauretanien, durch das Land durch und dann in den
Senegal.
Wir berichten dann Näheres aus dem Senegal.